Ab in den Süden! Diesen Traum, einmal den gesamten Stiefel abzufahren, habe ich tatsächlich schon lange. Aber weil wir unseren langen Urlaub immer in den Sommerferien machen müssen, kam eine Italienreise bislang nicht infrage. Ich halte Hitze nicht so besonders gut aus & so rückte diese Idee weiter in die Ferne.
Als ich im März schließlich mit einer Freundin telefonierte & ihr erzählte wie gern ich nach Italien fahren würde, schlägt sie vor, das wir uns in Süditalien treffen könnten. Ende Mai / Anfang Juni - ob das für mich wohl eine gute Jahreszeit ist um nach Süditalien zu fahren? Wir werden es sehen...
Da David über Christi Himmelfahrt ohnehin ein langes Wochenende frei hat, beschlossen wir durch die Schweiz zum Lago Maggiore zufahren. Von dort aus, soweit der Plan, mache ich mich dann nach dem langen Wochenende allein auf in Richtung Süden.
Einen richtigen Plan für die Fahrt in Richtung Süden habe ich eigentlich nicht. Nur eine vage Idee, & natürlich das Ziel. Ich fahre nach Bari, um mich dort mit meiner Freundin zu treffen. Es heißt also einmal quer durch Norditalien an die Ostküste, dann durch die Marken in Richtung Süden. Ob ich eher an der Küste entlang fahre oder doch lieber durch das Landesinnere mit den schönen Nationalparks, weiß ich allerdings noch nicht. Im Süden angekommen wollen wir dann zu zweit den Süden, Apulien & Kalabrien, erkunden.
Ich bin schon sehr gespannt, was ich auf dieser Reise so alles erleben werde.
Du auch? Dann begleite mich doch gern!
Alles liebe,
deine Natalie
Inhalt
Ab nach Italien!
An der Adria in Richtung Süden!
Unterwegs im Salento
Auf nach Kalabrien!
Auf der Westseite in Richtung Norden!
Meine Reiseroute
Tag 1 | DO 02.06.2022 | Mainz - Gotthard | 506km
Nach einem gemütlichen Morgen starte ich heute den Versuch Nummer zwei meine Italienreise anzutreten.
Mein eingangs erwähnter Plan endete leider vorzeitig am Lago Maggiore mit seltsamen Geräuschen aus dem Motorraum & der entmutigenden Diagnose: Lichtmaschine defekt! Und das an einem Feiertag mitten in den Bergen. Nach einigen Telefonaten fanden wir eine Werkstatt in Frankfurt, die das Ersatzteil Vorort hatte & unseren Camper binnen weniger Tage wieder fit bekam. Also wie gesagt: Heute startet der Versuch Nummer zwei...
Die Strecke durch Deutschland dauert heute zwar lang, aber immerhin stehe ich nicht im Stau. Ich bin ganz kribbelig. Ein komisches Gefühl, das es jetzt tatsächlich losgeht. So lange habe ich von einer Italienreise gesprochen. Gedanklich hatte ich sie ursprünglich als Wintertour mit David zusammen geplant, aber nachdem es in diesem Jahr wohl nicht zu einer längeren Reise kommen wird, hat sich der Gedanke in mir breitgemacht, ich könne ebenso gut mehrere kleinere Reisen unternehmen. Im Frühjahr vielleicht nach Italien? Oder doch zur Mitternachtssonne nach Norwegen? Ich hatte so viele Ideen, das ich nicht wusste, was es wohl werden würde. Und würde ich eine dieser Reisen wirklich allein unternehmen?
Bisher war ich noch nie so lange allein unterwegs. Ohne David. Ja, im deutschsprachigen Raum sind FeBo & ich viel allein unterwegs gewesen, aber in einem Land, in dem wir die Sprache nur leidlich sprechen, war ich bisher noch nie so lange allein unterwegs.
Während ich so im Sonnenschein dahin fahre, fliegt ein Kilometer nach dem anderen an mir vorbei, & ehe ich es mich versehe, bin ich auch schon fast an der Schweizer Grenze angekommen. Noch ein letztes Mal Mails checken, Instagram Nachrichten beantworten & David anrufen. In der Schweiz habe ich weder eine Internetflatrate, noch könnte ich ernsthaft auf die Idee kommen zu telefonieren - immerhin kostet das ja gleich ein halbes Vermögen.
Ich weiß noch nicht, wie lange ich in der Schweiz bleibe. Fahre ich direkt durch, oder bleibe ich über Naht? Fahre ich lieber durch den Tunnel oder noch einmal über den Gotthard Pass? Ich entscheide, mich spontan zu entscheiden, & warte ab auf was ich mehr Lust habe, wenn ich erst einmal dort bin.
Hundertsechzig Kilometer & eine wunderschöne Fahrt durch die Schweiz später komme ich am frühen Abend bei Wassen an. Das Wetter ist viel zu schön, um einfach in einem Tunnel zu verschwinden & so entscheide ich mich dazu, doch noch einmal den Pass hinauf zu fahren. Es gab diesen einen Platz, an dem ich das letzte Mal gern für ein Foto gehalten hätte, das könnte ich heute nachholen. Es ist noch nicht so spät, & so habe ich diesmal richtig was von der Fahrt hinauf auf den Berg. In engen Windungen durchkreuzt die Straße wieder & wieder das Tal. Eine spektakuläre Route. An dem Platz stehen bereits zwei Autos, doch das eine ist im Begriff weiter zu fahren, & so halte ich am Ende der Parkbucht, um noch einmal die Aussicht zu genießen, & ein Foto zu schießen.
Es geht ein Stück weiter, bis ich zum nächsten Parkplatz komme, den ich auch bereits bei der letzten Tour gesehen hatte, an dem wir aber auch nicht angehalten hatten. Ich steige aus, & finde eine wunderschöne Schlucht mit Wasserfallkaskaden aus türkisem Wasser, das sich weiß schäumend & tosend einen Weg durch die fahl schimmernden Felsen bahnt. Ich finde einen schönen Rundweg, da es aber mittlerweile dämmert, gehe ich nur ein Stück davon & beschließe die gesamte Tour auf ein anderes Mal zu verschieben. Vielleicht auf dem Heimweg. Aber auf jeden Fall muss ich etwas früher hier sein, wenn es hell ist, & im besten Fall richtige Schuhe anziehen. Das ist nicht wirklich ein Weg für dünne Ballerinas!
Ich fahre über die Hochebene weiter in Richtung Gotthard Pass. Die Baustelle Andermatt im Tageslicht zu sehen, ist nicht unbedingt besser, als sie im Zwielicht & von Nebel teils verborgen zu passieren, aber das ist wohl so bei Großbaustellen. Es ist erstaunlich, wie wunderschön diese Hochebene ist & wie anders die Wirkung ist, wenn nicht das ganze Tal in einer dichten Wolke verschwindet. Nach einigen weiteren Biegungen erhasche ich einen fantastischen Ausblick zurück ins Tal. Hinter den Straßenwindungen, die sich durch das Tal ziehen, ragen schroffe Felsen empor, & hinter diesen schroffen Klippen schimmert der letzte rosafarbene Hauch des vergangenen Tages. Eine wunderschöne Stimmung!
In der Dämmerung erreiche ich San Gottardo. Hier gibt es auch noch den alten Pass, der aussieht wie geschottert, & der heute befahrbar zu sein scheint. Ich sehe es zu spät, & fahre an der Einfahrt vorbei, aber das macht nichts. Ich habe einen schönen Blick hinab auf die alte Straße, & sehe einen Camper nach dem Nächsten. Sie sind verstreut, stehen einzeln, es wäre sicher schön, dort zu übernachten. Für mich ist es heute definitiv zu spät, denn in wirklich jeder Bucht entlang der Straße steht bereits ein Camper. Ich merke mir diesen Ort für das nächste Mal & fahre weiter zum Parkplatz. Auch hier ist heute einiges los, aber ich finde einen schönen, ebenen Platz an der kleinen Straße & parke mit der Schiebetür in Richtung See. Ein wenig abseits, aber doch in der Nähe der anderen Wohnmobile. Definitiv in guter Gesellschaft.
Tag 2 | FR 03.06.2022 | Gotthard - Fidenza | 281km
Ich liebe es ja zum Sonnenaufgang aufzustehen. Na gut, vielleicht nicht immer, aber heute bin ich schon ganz aufgeregt, & freue mich, die Schiebetür zu öffnen. Ich öffne die Tür, & es dringt kalte Bergluft zu mir ins Auto. Puh, ich glaube, ich suche mir gleich mal meinen dickeren Fleecepulli raus. Immerhin habe ich ihn genau für diesen Zweck mitgenommen...
Ich verbringe den Morgen mitten in den Alpen, mit Aussicht auf die kleinen Seen hier oben am Gotthard Museum, den Bergen & Wolken. Am Himmel kann ich schon einen zarten rosa Schimmer ausmachen & genieße meinen Kaffee in der frischen, kalten Morgenluft.
Nach einem kleinen Frühstück geht es dann auch schon los. Der grobe Plan ist, in Richtung Locarno zu fahren, um so auf die Westseite des Lago Maggiore zu kommen. Bis ich in Italien bin, wird das Wetter zusehends schlechter. Die Strecke am See entlang ist zwar schön, aber anhalten kann ich hier nirgends. Eigentlich will ich mir noch die Route zu einem bestimmten Parkplatz oberhalb von Cannobio raussuchen, um die kleine Kirche zu besuchen, aber schwupps die wupps, bin ich auch schon im Ort & freue mich, das ich mir den Ort auf Google Maps vorher angeschaut habe. Ich erkenne die Straße, auf die ich abbiegen muss, & finde unterwegs die Fonte Carlina, von der mir meine Eltern erzählt haben. Ich halte auf dem Parkplatz, um ein Foto zu schießen, aber aus dem leichten Regen wird bald ein richtiges Unwetter & ich warte lieber, bis es ein wenig besser wird. Beim nächsten nachlassenden Regen gehe ich schnell hin, mache ein paar Fotos, fülle meine Flasche mit frischem Wasser, & werde doch noch von einem weiteren Schauer durchnässt, bevor ich wieder am Auto ankomme. Wie gut, das ich meinen ganzen Kleiderschrank dabei habe...
Die Fahrt geht weiter. Immer am Lago Maggiore entlang in Richtung Süden. Die Strecke ist bestimmt richtig schön, wenn es gerade nicht so schütten würde. Bei dem Wetter spare ich es mir, einen Parkplatz zu suchen, & die vielen schönen Orte zu besuchen. Erst in Stresa halte ich kurz an, suche mir einen Parkplatz mit Blick auf den See, & schaue den Wolken zu. Glücklicherweise stehe ich lange genug hier, schaue auf die weiße Wand & die prasselnden Tropfen auf meiner Scheibe, dass ich sehe, wie sich die Wolken lichten & Inseln mit hübschen Gebäuden zum Vorschein kommen. Die Ausflugsboote fahren. Völlig unbeeindruckt vom Wetter. Nur die einzelnen Gäste sehen durchaus wenig begeistert aus. In hübschen Sommerkleidern mit Gummistiefelchen & gelben Schirmen bewaffnet, schwappen sie von Bord.
Es ist bereits früher Nachmittag, bis ich das südliche Ende des Lago Maggiore erreiche. Die Fahrt war anstrengender als gedacht, vor allem wegen des starken Regens. Teilweise gleicht die Straße einer Wasserrutsche, & die Gullys geben kleine Whirpools am Rande der Strecke ab. In diesem Moment bin ich wirklich froh, mit Allwetterreifen unterwegs zu sein!
Ich hatte vor der Reise gelesen, dass es in Italien eine Sommerreifenpflicht gibt, ich hoffe, das mir das während der Reise nicht noch auf die Füße fällt, aber hier, bei diesem Wetter, waren die guten Reifen mit ordentlichem Profil definitiv Gold wert.
Weil es schon spät ist, entscheide ich mich doch ein Stück über die Autobahn zu fahren. Eigentlich wollte ich einen schönen Tagestrip quer durch Italien machen, um beim Durchfahren ein bisschen mehr von den Regionen zu sehen, aber der Routenplaner sagt: Autobahn 4h bis Ancona, Maut vermeiden 8h bis Ancona. Da nehme ich vielleicht doch lieber die vier Stunden. Trotz Maut.
Schnell finde ich heraus: Die italienische Autobahn ist kein großer Spaß!
Heute ist der Tag vor dem Pfingstwochenende & nach Italiens Nationalfeiertag. Es ist voll & stickig. Ein Stau reiht sich an den anderen, ich komme nicht besonders gut voran. Auch das Wetter schafft mich. War es am Morgen noch verregnet, feucht & kalt, wird es nun immer wärmer. Aber feucht bleibt es. Das Atmen fällt schwer, es fühlt sich an wie in einem Dampfbad. Nur statt der frischen, vielleicht etwas salzigen Luft fühlt es sich hier heute stickig & abgestanden an. Die Landschaft um mich herum sieht aus wie eine Kreidezeichnung. Alles ist blass, die Farben scheinen sich hinter einem dunstigen Schleier verbergen zu wollen. Zu dem allgemeinen Dunst kommt ein Bodennebel hinzu. Nebel am helllichten Tag!
Am frühen Abend bin ich ziemlich fertig. Ich habe den ganzen Tag wenig gegessen, bin bereits seit fünf auf den Beinen & merke, dass ich heute nicht mehr bis an die Küste komme. Ich fahre zum nächsten Rastplatz, & beginne mit der Suche. Was gibt es hier in meiner Nähe? Ich befrage Park4Night, den Stellplatzradar & auch meine Agricamper App, die ich auf dieser Reise ausprobieren möchte.
Agricamper funktioniert ein bisschen wie unser Landvergnügen in Deutschland, nur das es hier ein rein digitaler Dienst ist. Es gibt eine App, & eine virtuelle Karte. Die Stellplätze bekommt man angezeigt, sobald man sich ein Konto eingerichtet, & den Jahresbeitrag gezahlt hat. Die gesamte App ist auf deutsch, was die ganze App richtig leicht zu nutzen macht & es gibt sogar einen Hinweis, welche Sprachen auf dem Hof gesprochen werden. Richtig toll!
An diesem Abend bin ich bereits zu spät dran, hier gibt es nicht viel Auswahl in direkter Umgebung, & der Hof würde gern vorab telefonisch benachrichtigt werden. Außerdem sollte die Ankunft hier bis spätestens 18:00 erfolgen. Das wird heute wohl nichts mehr. Ich suche mir ein paar Stellplätze, die ich der Reihe nach abfahre. Es sind ein paar Vielversprechende dabei, aber ich entscheide trotzdem weiter zu fahren. Immerhin muss ich ja eh früher oder später zurück, also kann ich auch noch ein wenig die Gegend erkunden. Den letzten Platz kann ich nicht finden, & weil ich auch nicht anhalten kann, fahre ich einfach weiter. An der nächsten Abzweigung entscheidet mein Bauchgefühl das es den Weg rechts hoch in die Hügel geht. Vielleicht gibt es dort oben ja zumindest eine schöne Aussicht? Die Straße, die ich hier oben zufällig finde, macht einen riesigen Spaß. Eine enge Straße windet sich in Serpentinen den Hügel hinauf. Hier & da gibt es schöne Aussichten, bis ich schließlich ein Stück voraus einen kleinen Felsgrat sehe. Ob man da wohl irgendwie hinkommt? Ich finde die Wanderwegschilder, muss aber noch einen Platz zum Parken suchen. Ein paar Biegungen weiter finde ich an der Seite der Straße einen kleinen Stellplatz. Er ist leicht geschottert, & liegt zwischen Straße & Wiese. Ich parke, folge den Schildern in Richtung der Gipfel & komme gerade rechtzeitig, um hier oben den Sonnenuntergang zu beobachten. Was für eine Aussicht!
Ich bin schon eine Weile hier oben unterwegs, es dämmert natürlich bereits, & es kam seit gut eineinhalb Stunden kein Auto mehr vorbei. Es sind keine Häuser in der Nähe, die sich daran stören könnten, das ich hier bin, & so entscheide ich mich dazu, einfach hierzubleiben. Der Ort ist einfach zu schön. Ich sitze im Camper, lüfte ordentlich durch - natürlich mit Moskitonetz! - & schaue der Dämmerung zu, wie sie den gesamten Himmel rosa färbt. Während es dunkler wird, beginnt die Wiese vor mir grün zu schimmern. Erst zuckt es hier, dann zuckt es dort, & bald schwirren kleine grüne Irrlichter über die gesamte Wiese. Was für ein Spektakel!
Tag 3 | SA 04.06.2022 | Fidenza - Portonovo | 347km
Der Wecker klingelt. Es ist noch früh, draußen scheint es noch dunkel zu sein, obgleich die Sonne bereits aufgehen sollte. Ich schaue aus dem Fenster, & sehe links von mir einen kleinen, hellen Streifen Tageslicht, der hinter den Bergen hervorlugt. Im Tal vor mir breiten sich noch tiefe Wolken aus, die sich aber bald verziehen werden. Ich verbringe einen schönen ruhigen ersten Morgen in Italien. Es gibt Kaffee mit Aussicht, da machen meine Kaffee Stories für Instagram doppelt so viel Spaß!
Es geht weiter. Ich möchte heute früh unterwegs sein, in der Hoffnung, die letzten Kilometer Autobahn bis an die Küste noch am Vormittag zu schaffen. Es kündigt sich wieder ein stickiger Tag an, & obwohl ich die Gegend hier richtig spannend finde, freue ich mich schon riesig am Meer anzukommen. Ich hoffe, dass es dort luftiger werden wird.
Die Fahrt über die Autobahn ist anstrengend. Es ist voll, überall sind Baustellen oder Unfälle, & es geht wieder nur langsam voran. Aber bald ist es soweit, & ich fahre südlich von Rimini von der Autobahn ab, & besuche meinen ersten Stopp für heute. Ich möchte mir die Panoramastraße durch den Parco Naturale Monte San Bartolo, nördlich von Pesaro, anschauen.
Die Fahrt ist herrlich. Die Straße windet sich bergab, bergan. Durch grüne Tunnel aus den verschiedensten Pflanzen, vorbei an gelb blühenden Stechginstersträuchern, & hinauf zu schönen Aussichten auf das tief unter mir liegende Meer. Willkommen an der Adria! Das Wetter ist schön. Es ist warm, für meinen Geschmack beinah zu warm, aber so geht es gerade noch, um auch tagsüber in einem Auto zu sitzen, dessen einzige Klimaanlage die geöffneten Fenster sind. Ich halte an einem Aussichtspunkt nach dem Nächsten, & so langsam bekomme ich Lust, endlich hinunter ans Meer zu kommen.
Ich versuche mein Glück an der flachen Küste zwischen Pesaro & Ancona, doch alle Parkplätze sind gerammelt voll. Die Bahnstrecke zu meiner Linken ist mein stetiger Begleiter & trennt die Straße, auf der ich unterwegs bin, vom Meer. Ich glaube von dieser Bahnstrecke aus müsste man eine ausgezeichnete Aussicht auf die Küste haben.
An der flachen, schmalen Küste komme ich durch verschiedene Ortschaften. Die meisten scheinen aus Ferienhaus- & Hotelanlagen zu bestehen. Einzig die Altstadt von Fano fällt ein wenig aus dem trubeligen Strandgetümmel heraus. Ich werde hier wohl noch einmal vorbei fahren müssen. Es wäre sicher schön, die hübsche Altstadt zu besuchen. Jetzt am Nachmittag, bei 32 Grad habe ich dazu nur wenig Lust & fahre lieber weiter. Auf der Suche nach einem schönen Picknickplatz zieht es mich immer weiter, & ich entscheide gleich bis zum nächsten Nationalpark weiter zu fahren.
In einem meiner Reiseführer habe ich gelesen, das der Küstenabschnitt südlich von Ancona unheimlich schön sein soll. Ich fahre auf irrwitzigen Wegen mehr oder minder durch Ancona, bevor sich die Landstraße in die Hügel des Parco Regionale Naturale del Conero hinauf schlängelt. Ich halte gleich auf einem der ersten Parkplätze & genieße die herrliche Aussicht. Es ist mittlerweile Abend, das Licht lässt alles in einem goldigen Licht erstrahlen, & die Tagesausflügler machen sich so langsam auf den Heimweg. Aber auch wenn die Badegäste in Scharen vom Strand hinauf rollen, reißt der Trubel hier oben nicht ab. Im Dorf unterhalb der Klippen scheint heute, am Samstag, einiges los zu sein. Ich habe einen Platz zwischen anderen Wohnmobilen mit Blick auf das Meer & die Küste ergattert, & genieße die schöne Aussicht. Während es dunkler wird, gehen unten im Ort die Lichter an.
Ich bin richtig müde, möchte aber unbedingt noch kurz duschen. Aber weil ich ja mitten in einem Nationalpark stehe geht das natürlich nicht einfach so. Ob ich mich wohl zumindest mit ein wenig kaltem Wasser abduschen kann? Weil ich zwischen den anderen Wohnmobilen stehe, deren Bewohner noch immer ausgeflogen sind, baue ich mir hinter meinem Camper mein kleines Duschzelt auf & genieße ein wenig kaltes Wasser. Es mag zwar sein, das richtig duschen was anderes ist, aber nach dem heißen Tag ist es trotzdem herrlich erfrischend. Selbst ohne Seife.
Ich traue mich nicht den Camper zum schlafen offen zu lassen, aber es ist noch so warm, das ich die Türen auch nicht schließen kann. Ich warte bis halb zwei, doch richtig kühl wird es trotzdem nicht. Es ist Zeit meine kleine "Klimaanlage" auszuprobieren, die ich mir extra für diese Reise angeschafft habe. Im Grunde ist es nur ein Ventilator, der mittels Verdunstungskälte ein kühles Lüftchen erzeugt, aber es reicht immerhin, um das Klima im Camper ein wenig erträglicher zu machen.
Tag 4 | SO 05.06.2022 | Portonovo - Petacciato Marina | 231km
Eigentlich wäre ich heute auch gern wieder zum Sonnenaufgang aufgestanden, & als Erstes hinunter zum Strand gegangen. Aber ich bin so müde, dass ich heute einfach ein bisschen länger schlafen muss. Die Geräuschkulisse der Straße reißt die ganze Nacht nicht ab, & so stehe ich doch bereits um halb sieben auf. Zu spät für den Sonnenaufgang, aber zu früh, um ausgeschlafen zu sein. Ich fühle mich noch nicht ganz wach, doch ab halb acht kommen bereits die ersten Badegäste. Nach einem kleinen Frühstück, & dem Versuch, den Camper halbwegs aufzuräumen, noch bevor ich auf dem Parkplatz hoffnungslos zugeparkt werde, verlasse ich diesen schönen Ort ein wenig überstürzt, & fahre ein Stück weiter. Am Abend hatte ich noch einen Parkplatz entdeckt, der offenbar der Ausgangspunkt für einige Wanderungen ist. Hier ist heute nicht viel los, & so verbringe ich einen ruhigen Vormittag mit organisatorischem Kram. Praktischerweise gibt es hier einen Brunnen, an dem ich mir Trinkwasser zapfen kann.
Als alles erledigt ist, fahre ich weiter in den Süden, immerhin möchte ich morgen in Monopoli sein, & es liegen noch einige Kilometer vor mir. Es wird immer heißer im Camper, & so halte ich Ausschau nach einem schönen Ort für ein Mittagessen. Auf dem Weg finde ich ein Schild, das einen Strand ausweist. Ohne zu überlegen biege ich ab, & versuche den Schildern zu folgen. Die erste Einfahrt verpasse ich. Hätte ich da echt abbiegen sollen? Das sah doch nur wie ein Feldweg aus! Ich entscheide dem zweiten Weg zum Strand zu folgen, & lande auf einem schmalen Weg. Es ist so eine Straße, auf der man betet, es möge kein Gegenverkehr kommen, & wie es in solchen Momenten so ist, kommt genau dann der Gegenverkehr! Mit ein wenig rangieren erreiche ich den Parkplatz am Ende der Straße, & kann sogar einen Platz ergattern. Ich schaue mich um, & finde ein Schild, das zu einer schmalen Lücke im Gebüsch führt. Beim näher kommen sehe ich Holzstufen mit einem neu wirkenden, aber dennoch verrosteten Metallgeländer. Die Stufen winden sich den teils steilen Hang hinab, & münden schließlich in einer wunderschönen Bucht mit schimmernden Kieselsteinen. Ich finde einen schönen Sitzplatz direkt am Meer. Es ist hier heute nicht zu voll, & so kann ich guten Gewissens kurz meine sieben Sachen allein am Strand zurück lassen. Das Wasser ist angenehm kühl, glasklar, & schimmert in Türkistönen. Nach meinen schönen Badestopp werde ich hungrig, & gehe zurück hinauf zum Auto. Der Parkplatz ist voller Autos, doch alle sind noch unten am Meer, also nutze ich die Gelegenheit, & dusche mich schnell ab.
Nach dem Essen kommt mir der Gedanke, das ich am liebsten einfach hierbleiben würde. Nach einem Blick auf die Karte wird mir aber schnell klar, das es gut wäre, heute noch ein Stück in Richtung Süden zu kommen. Ich schaue mir die Stellplätze entlang der Küste an, & weil sich einige vielversprechend anhören, entscheide ich mich dazu, einfach weiter zu fahren.
Der erste Parkplatz ist ein Wiesenstreifen direkt an der Autostraße, die an der Promenade entlang läuft. Die Gegend ist gut belebt, voller Partygäste, lauter Autos, lauter Menschen & lauten Strandbars. Ich schaue mir hier den Sonnenuntergang an, bevor ich mich auf den Weg mache, um die anderen Plätze anzuschauen. Ein Ort nach dem Nächsten vergrößert meinen Wunsch, einfach wieder zurück zu dem schönen Strand zu fahren, aber mittlerweile ist es einfach zu weit. Weil ich an der Küste keinen Ort finde, an dem ich bleiben wollen würde, & die Rezensionen früherer Gäste immer schlimmer werden, versuche ich mein Glück im Landesinneren.
Nachdem ich die ersten beiden Plätze im dunkeln überhaupt nicht finden kann, folge ich spontan einem braunen Schild mit der Aufschrift "Nature Path". Meine Hoffnung, dass dieses Schild zu so etwas wie einem Wandergebiet führen würde, bewahrheitet sich leider nicht. Ich fahre auf schmalen Straßen in engen Kurven die Hügel hinauf & hinab. Der Bewuchs zu beiden Seiten der Straße scheint zum Teil höher als mein Camper zu sein, aber mich beschleicht das Gefühl, das es eine unheimlich schöne Route sein muss. Die Straße fühlt sich mehr an wie ein Feldweg. Glücklicherweise ist mein Camper klein, & wendig. Ich vermute, dass ich hier tagsüber viel Spaß gehabt hätte, aber mittlerweile ist es Mitternacht, & ich befinde mich mitten im Nirgendwo. Im Grunde habe ich gerade gar keine Ahnung wo ich eigentlich bin, oder wo ich hinfahre, als plötzlich mein Handy aus geht. Ich sitze allein im Dunkeln, mitten auf einer Landstraße, & habe keine Ahnung, wo ich als Nächstes hinmuss. Das ist der Moment, der Allererste den ich jemals auf einer Reise hatte, an dem ich tatsächlich denke: Ich mag nicht mehr, ich mag nach Hause! Ich bin todmüde, immerhin bin ich ja schon seit halb sieben unterwegs, es ist heiß, es ist dunkel, mein Akku ist leer, aber mein Ladegerät kann ich auch nicht auf Anhieb finden. Einen Parklatz auf dem ich einfach kurz schlafen könnte allerdings auch nicht...
Tränen überströmt, & mit Warnblinker durchsuche ich das Auto. Immerhin muss mein Kabel ja irgendwo sein! Als ich es endlich finde, setze ich mich wieder nach vorn, schaue in die Dunkelheit, & warte darauf, dass mein Handy wieder angeht. Der Warnblinker taucht das Dunkel um mich herum rhythmisch in ein orangenes Licht. Ich beobachte die Gegend, aber es ist niemand mehr unterwegs. Als ich endlich mein Handy wieder in Gang bringe, entscheide ich doch zurück in Richtung Küste zu fahren. Der Abstecher ins Landesinnere hat mir nur den allerletzten Nerv geraubt, es kann also kaum mehr schlimmer werden. Einen Weg hinaus in die Zivilisation zu finden, ist gar nicht so einfach. Mehr als einmal erschrecken mich plötzlich vor meinem Auto auftauchende Straßenhunde. Kurz nach der Ortseinfahrt entdecke ich endlich einen kleinen Parkplatz. Es stehen einige parkende Autos dort, aber die Straßen sind ruhig. Auch hier ist niemand mehr unterwegs, aber mittlerweile ist es auch schon halb zwei. Ich entscheide heute hierzubleiben, & einfach in ein paar Stunden, ganz früh am Morgen weiter zu fahren. Dann sollte ich hier sicher niemanden stören.
Tag 5 | Mo 06.06.2022 | Petacciato Marina - Monopoli | 273km
Nach nur wenig Schlaf weckt mich das Geräusch der Müllabfuhr. Ich stehe auf, & fahre direkt los. Ohne mich umzuziehen, ohne Kaffee zu trinken, einfach zum nächst besten Parkplatz mit Meerblick. Gleich an der nächsten Ampel merke ich, dass ich noch viel zu verschlafen für den italienischen Straßenverkehr bin, aber glücklicherweise weiß ich auch, dass es nicht mehr weit ist. Nur noch über diese Kreuzung, & dann an der Promenade nach links auf den Parkplatz. Die anderen Wohnmobilfahrer sind auch bereits auf den Beinen, & ich parke zwischen ihnen, mit Blick in Richtung Meer. Erst einmal Frühstücken, die Füße ins Meer halten, & aufwachen. Der Plan scheint ganz gelungen. Während dessen merke ich schon, das die Sonne bereits früh am Morgen heiß vom Himmel brennt. Es wird Zeit, das ich weiter komme.
Nach dem Kaffee, & dem kurzen Fußbad im Meer, fühle ich mich der Fahrt durch Bari nach Monopoli halbwegs gewachsen. Die Strecke lässt sich besser fahren als erwartet, & im Nu komme ich in Bari an. Es ist so heiß, das ich mich riesig darauf freue, am Mittag bereits den Campingplatz Santa Stefano südlich von Monopoli zu erreichen, & dann auch direkt baden gehen zu können.
Der Campingplatz ist ganz niedlich, & zu meiner Freude sitzt ein junger Mann an der Rezeption, der mich direkt auf Englisch anspricht. Eigentlich ist gerade Mittagsruhe, aber ich darf mir trotzdem einen Platz aussuchen. Ich finde einen im Schatten unter Bäumen mit Blick auf das Meer. Hier fühle ich mich gleich richtig zu Hause, & freue mich schon, den Abend mit dieser Aussicht zu verbringen.
Nach einem kleinen Imbiss geht es dann aber direkt ans Meer. Dort treffe ich nun meine Freundin, mit der ich die nächsten zwei Wochen unterwegs sein werde. Die Bucht ist wunderschön. Das Meer schimmert in türkistönen, & das Meer liegt ruhig da. Beinah wie eine schöne, kalte, felsige Badewanne. Diese Bucht heißt übrigens Porto Ghiacciolo, weil es hier sehr kalte Strömungen gibt.
Nach einem ruhigen Badetag am Meer freue ich mich darauf, am Camper zu kochen, zu lüften, & noch ein bisschen die direkte Umgebung zu erkunden. Ich nutze den Schlüssel, um zu der kleinen Bucht Cala Sottile zu gelangen, die direkt unterhalb des Campingplatzes liegt. Der Strand Santa Stefano ist auch wunderschön, & befindet sich auf der anderen Seite des Castello di Santa Stefano. Dort schaue ich mir heute Abend den Sonnenuntergang an.
Campingplatz Santo Stefano | Monopoli
Der Campingplatz liegt etwa 10 Autominuten südlich von Monopoli, direkt am Meer. Es ist ein relativ großer Platz mit freier Platzwahl, auf einer Wiese. Es kann teilweise schattig unter Bäumen geparkt werden. Die ersten Plätze direkt am Meer haben allerdings keinen Schatten. Da sich der Platz an einem kleinen Hang richtung Meer ausdehnt, sind nicht alle Plätze eben. Es ist auch nicht auf den ersten Blick erkennbar wo genau geparkt werden soll, aber in der Nebensaison ist wenig los, deshalb verteilt es sich ohnehin gut. Es gibt zwei Sanitäreinrichtungen, die ordentlich & sauber sind. Kalte Duschen sowie Toiletten & Spülbecken gibt es an beiden & sind im Preis inbegriffen. Die warmen Duschen müssen mittels der Duschkarte für 50 Cent pro Dusche zusätzlich bezahlt werden, & befinden sich in dem Sanitärgebäude, das mittig auf dem Campingplatz liegt. Beim check in bekommt man gegen 5€ Pfand die Duschkarte & einen Schlüssel zum Strand. Die genutzten warmen Duschen werden am Ende mit der Rechnung beglichen.
Gekostet hat mich der Spaß in der Nebensaison 19,10 € (1 Camper + 1 Erwachsener)
Eine Nacht mit einem Camper & 2 Personen kosten in derselben Zeit 25€.
Fazit: Wenn ich wieder in der Nähe bin, würde ich in jedem Fall wieder hier übernachten wollen. Vorallem die drei Badebuchten in unmittelbarer Nähe machen den Campingplatz sehr interessant.
Tag 6 | DI 07.06.2022 | Monopoli - Otranto | 157km
Nach einer erholsamen Nacht starte ich natürlich mit einem Kaffee in den sonnigen Tag. Im Anschluss bringe ich einmal den Camper auf Vordermann & nutze die Gelegenheit, noch einmal Wasser aufzufüllen, & die Toilette zu entleeren. Um halb zehn hole ich meine Freundin in Monopoli ab, & wir beginnen unsere Reise.
Wir erkunden gemeinsam die Küste Apuliens, & finden zwischen Lecce & Otranto einen wunderschönen Strand, an dem wir den Tag verbringen. Wieso sollten wir auch weiter fahren, wenn es uns hier doch so gut gefällt? Das Meer ist ruhig, türkisblau, & relativ flach. Wie eine felsige, natürliche Badewanne, perfekt um den ganzen Tag im Wasser rum zu dümpeln, & die Aussicht auf die wunderschönen Felsen zu genießen.
Zwischendurch lassen wir uns im nahen Strandcafé bewirten. Die Leute sind nett, die Getränke gut, & das Essen sieht fabelhaft aus. Am frühen Abend machen wir uns auf den Weg nach Otranto. Am Mittag haben wir bereits bei dem Campingplatz angerufen, um uns einen Platz zu reservieren, & als wir ankommen, bekommen wir den letzten Stellplatz für Camper zugewiesen.
Wir erfrischen uns rasch mit einer Dusche, & schon ziehen wir los, die Stadt zu erkunden. In wenigen Gehminuten finden wir die Stadtmauer, die auch heute noch die Altstadt von der restlichen Stadt abgrenzt. Die Altstadt ist ein Gewusel & Gewimmel. Selbst in der Vorsaison ist hier einiges los. Auch spät am Abend haben alle Geschäfte geöffnet, es ist bunt, & aus jeder Ecke schallt uns Musik entgegen. Die Läden sind grell bunt von all den kleinen Dingen, die Touristen hier so kaufen sollen. Es bildet einen interessanten Kontrast zu den sandsteinfarbenen, engen Gassen.
Wir spazieren herum, ich bin völlig überfordert. Die ganzen Farben, die vielen Dinge, der ganze Lärm. Ich fühle mich wie in einer anderen Welt. Eigentlich sind wir auf der Suche nach etwas zu essen, aber meine Begleitung kann sich nur schwer für ein Restaurant entscheiden. Schließlich finden wir eines mit Blick auf die Stadtmauer & den Hafen. Die Pizzen der anderen Gäste sehen fantastisch aus - also so eine hätte ich auch zu gern! Wir stellen uns an, & bis jemand mit uns spricht, vergehen gut 20 Minuten. Ich rechne schon damit, einfach weggeschickt zu werden, & richte mich darauf ein zu fragen, ob wir vielleicht eine Pizza zum mitnehmen bekommen könnten, doch zu meiner Überraschung weist er uns ein Zeitfenster in 20 Minuten zu. Na, das ist doch mal was!
Wir vertreiben uns die Zeit in der Stadt. Ein niedlicher Laden jagt den Nächsten & bei all den süßen Dingen, sind 20 Minuten doch recht schnell um, & wir können essen gehen. Wir bestellen jeder eine Pizza, meine Freundin noch eine Portion Muscheln als Vorspeise. Leider sind die Muscheln nicht so der Hit, denn gut ein Drittel der Portion sind noch geschlossen - das sind ganz schön viele! Die Pizzen, die als Nächstes kommen, entschädigen uns für den mäßigen Vorlauf. Sie sind riesig, dünn & knusprig. Auch wenn meine Tonno nicht gerade umfangreich belegt ist, ist sie doch ein absolutes Gedicht!
Campingplatz Baia dei Micenei | Otranto
Der Campingplatz hat im vorderen Bereich einige Stellplätze für Camper. Um eine Hauptstraße, & einen mittig angeordneten Platz herum, sind Hütten angeordnet, die man als Ferienwohnungen mieten kann. Die Anlage ist wunderschön angelegt, & gut gepflegt. Die Wege bestehen aus hellem Kies, überall ist es grün oder es blüht in vielen verschiedenen Farben. Zwischen Bäumen sind Hängematten gespannt, & auch die Lounge läd einfach zum Verweilen ein. Die Sanitäranlagen sind sauber & ordentlich. Warme Duschen kosten 1€/Dusche & befinden sich auf der Vorderseite des Duschhauses. Auf der Rückseite befinden sich die kalten Duschen, die im Preis inklusive sind. Es gibt einen Bereich zum spülen, & einen zum waschen, aber es stehen auch Waschmaschinen zur Verfügung.
Gekostet hat uns die Nacht zu zweit im Campervan 25€
Fazit: Wenn ich das nächste Mal nach Otranto fahre, würde ich immer wieder gern her kommen, & kann den Platz in der Vorsaison im Juni sehr empfehlen. Nicht nur, weil er alles bietet & wunderschön ist, sondern auch wegen seiner strategisch günstigen Lage in der Nähe des Hafens & der Altstadt. Von hier aus kann man in wenigen Minuten zum Altstadtzentrum laufen!
Tag 7 | MI 08.06.2022 | Otranto - Santa Maria de Leuca | 60,7km
Ich erwache nach einer recht kurzen, heißen Nacht. Glücklicherweise haben wir einen Platz in der hintersten Ecke bekommen, & konnten mit der Schiebetür in Richtung des Gebüsches parken, sodass wir über Nacht ausnahmsweise die Schiebetür offenlassen konnten.
Weil sich das Wetter verschlechtert, entscheiden wir nicht noch einen Tag in Otranto zu bleiben, sondern weiter in Richtung Süden zu fahren. Unterwegs gibt es einiges zu sehen, & so beginnen wir mit einem kleinen Roadtrip zum südlichsten Punkt Apuliens.
Auf einer beeindruckenden Küstenstraße, die sich kurvenreich durch die karge Region des Salento schlängelt, kommen wir an dem zauberhaften Ort Santa Cesarea Terme & der Grotta Zinzilusa vorbei. Unterwegs legen wir noch einen kleinen Kaffeestopp ein, & bewundern die beeindruckende Felslandschaft an der Baia del Ciolo. Schneller als gedacht erreichen wir dann auch schon Santa Maria de Leuca, wo wir heute ausnahmsweise in einem Bed & Breakfast übernachten werden.
Unser Zimmer entpuppt sich als ganze Wohnung, die wohl größer ist als meine Wohnung daheim in Mainz. Jeder von uns bekommt sein eigenes Zimmer mit riesigem Doppelbett & sogar ein eigenes Bad! Außerdem gibt es ein großes Wohnzimmer, & eine ordentlich ausgestattete Küche mit einem großen Esstisch. Umgeben ist die Wohnung von einem riesigen Balkon. In der einen Ecke können wir gemütlich Abendessen, während in der anderen Ecke unsere Wäsche trocknen kann. Das besondere Highlight dieser Anlage ist der Wäscheraum, in dem sich zwei Waschmaschinen befinden.
Ich nutze die Gelegenheit, & wasche einmal Wäsche, bevor wir am Abend kochen, & gemütlich draußen essen. Auf der Gemeinschaftsdachterrasse treffen wir einen allein reisenden Schotten, mit dem wir den Abend bei einem Glas Wein ausklingen lassen.
Tag 8 | DO 09.06.2022 | Santa Maria de Leuca - Marina di Pulsano | 140km
Nach einer wirklich erholsamen Nacht beginne ich gleich am Morgen den Camper wieder zu packen. Zu packen ist für mich deutlich anspruchsvoller als für meine Freundin. Sie ist ohnehin mit Reisetasche unterwegs, aber ich muss jedes Teil aus einem anderen Schrank holen & nun dort wieder hin zurück räumen. Aber ich hatte natürlich nicht geplant, in Ferienwohnungen zu übernachten…
Heute ist auch hier das Wetter deutlich schlechter, also fahren wir weiter. Ob wir heute wohl bis Taranto kommen? Es wäre ganz gut, heute den Salento, den Absatz Italiens, wieder hinauf zu fahren, denn ab Morgen soll es hier überall nur noch regnen & gewittern. Außerdem soll es deutlich abkühlen, & dann wäre es der perfekte Tag, um einen langen Fahrtag zu machen. Ich würde in jedem Fall gern die Küste der Basilikata entlang bis nach Sibari kommen, wenn es gut läuft, vielleicht sogar noch bis ins Landesinnere oder vielleicht auch gleich bis an die Küste vor Conzenza?
Als Erstes machen wir uns auf den Weg nach Gallipoli. Die Stadt soll ziemlich süß sein, also gehen wir auf eine kleine Erkundungstour. Als wir ankommen, ist das Wetter ganz gut, & weil gerade Mittagspause ist, finden wir einen Parkplatz in der Nähe der Altstadt, & können hier sogar kostenlos parken. Die Altstadt von Gallipoli liegt auf einer eigenen kleinen Insel vor der eigentlichen Stadt & wird von einer Mauer geschützt. Wir erkunden die engen Gassen, & bewundern die Aussicht. Wir sind richtig überrascht, das kleine Städtchen ist viel weniger touristisch als Otranto & dennoch wunderschön. Wir finden einen süßen Platz zum Mittagessen. Heute habe ich richtig Lust, ein italienisches Sandwich auszuprobieren. Die Portion ist leider recht klein, deshalb gibt es als zweiten Gang noch einmal Fritten. Lecker ist es aber auf jeden Fall.
Nach der kleinen Stärkung fahren wir weiter. Kaum kommen wir am Auto an, & wollen losfahren, schlägt das Wetter auch schon um, & wir versuchen dem Regen davon zu fahren. Die Küstenstraße ist atemberaubend, & lockt mit fabelhaften Aussichten & Buchten.
Am frühen Abend erreichen wir Marina di Pulsano. Weil wir uns auch hier mit der Stellplatz- & Zimmersuche schwergetan haben, haben wir eine weitere Nacht im Bed & Breakfast gebucht. Heute bekommen wir im B&B Villa Iavernaro nur ein Zimmer mit einem großen Doppelbett, aber im Grunde reicht das ja eh. Nur das mit der Decke, das ist irgendwie suboptimal, denn unter einer Decke wollen wir dann doch nicht schlafen. Glücklicherweise habe ich ja alles dabei, & hole mir eine Decke aus dem Camper. Das Zimmer ist sauber & ordentlich, & wir freuen uns über die Terrasse, & die Klimaanlage.
Am Abend gehen wir in das einzige Restaurant, das geöffnet hat. Der erste Eindruck des BellAgio Caffé ist seltsam. Irgendwie scheint es, als gäbe es eine geschlossene Veranstaltung, aber auf Nachfrage bekommen wir trotzdem einen Tisch in dem bunten Treiben. Die Kellner sind zuvorkommend & das Essen ausgezeichnet. Wir bekommen sogar ein Glas Wein unserer Wahl aus der Flasche serviert, das sollen wir hier in Italien nicht mehr so häufig erleben. Als Vorspeise teilen wir uns überbackene Muscheln, die einfach himmlisch sind. Als Hauptgang habe ich heute eine Pizza mit zartem Rindfleisch & Rucola bestellt. Es kommt eine Pizza mit dickem, flauschigen Rand, dünnem Boden & ohne Tomatensoße. Sie wird eine der besten Pizzen sein, die ich in Italien gegessen habe.
Tag 9 | FR 10.06.2022 | Marina di Pulsano - Tropea | 344km
Wir erwachen am Morgen von einem leisem plätschern, das von draußen hinein dringt. Der Wunsch, auf der schönen Terrasse mit Blick aufs Meer zu frühstücken, wird heute wohl leider nicht wahr werden. Aber auch im Frühstücksraum ist das Frühstück ganz ausgezeichnet, & unser Gastgeber ist unheimlich nett.
Nach einem so netten Start in den Tag kann unser langer Fahrtag kommen. Wie weit wir fahren werden, wissen wir noch nicht, aber unseren ersten Stopp wollen wir in Taranto einlegen. In der Stadt stellen wir fest, dass es keine Freude ist, diese Stadt mit dem Auto zu besuchen, & als es schließlich richtig anfängt zu schütten, sodass sich knöcheltiefe Pfützen bilden, entscheiden wir doch einfach weiter zu fahren.
Wir nehmen die Straße, die an der Küste der Basilikata entlang führt, quasi an der Fußsohle Italiens entlang. Die karibischen Strandabschnitte können wir heute leider nicht so recht finden, aber wenigstens sind wir dem schlechten Wetter immer eine halbe Stunde voraus.
Unsere Mittagspause machen wir am Castello Fredericiano. Während wir essen, bläst uns ein herrlich frischer Wind vom Meer her entgegen. Während ich esse, beobachte ich die Wolken. Sie ziehen so schnell heran, dass ich vorschlage, das Picknick abzukürzen, einen kurzen Spaziergang an den Strand zu machen, & dann zügig weiter zu fahren. Als wir gerade wieder hinauf laufen wollen, erreichen uns die ersten Regentropfen, & bald stehen wir in einem grauen Nieseldunst.
Weil wir doch schneller vorankommen als gedacht, entscheiden wir uns dazu, bei Sibari ins Landesinnere aufzubrechen, & in Richtung Cosenza zu fahren. Kaum haben wir uns ins vom Meer abgewandt, wird die Landschaft hügeliger. Die Hügel weichen bald grün bewaldeten Berghängen, die schließlich von tiefen Schluchten durchzogen werden. Diese Landschaft hier ist einmalig schön, & ein totaler Kontrast du dem trockenen Salento, in dem wir die letzten Tage verbrachten.
In Consenza angekommen begeben wir uns auf die Suche nach einem Parkplatz, von dem aus wir die Stadt erkunden können. Statt des Parkplatzes finden wir unterwegs einen Supermarkt, & gehen erst einmal einkaufen. Kaum sind wir wieder am Auto, beginnt es auch hier zu schütten. Wollen wir wirklich bei heißem Regenwetter die Stadt erkunden? Eher nicht! Also geht es weiter. Auf an die Küste!
Bei Falerna, ein Stück nördlich von Lamenzia Terme, machen wir einen Abstecher an die Küste. Ich möchte mich schon einmal auf Stellplatzsuche begeben, aber was wir hier vorfinden, ist nicht besonders einladend. Die kleinen Städte sind teilweise recht heruntergekommen, & auch die Promenade scheint vor nicht allzu langer Zeit einige Schicksalsschläge erlebt zu haben. Riesige Teile der einst so hübsch gepflasterten Promenade sind abgebrochen, eingestürzt & dort wo einst die Hütten & Stände standen, schwappt nun laut schnaubend das Meer an Land. Nur ein paar Betonpfeiler lassen erkennen, wie viel Land sich das Meer erobert hat. Ein trauriger Anblick.
Wir fahren weiter an der Küste entlang in Richtung Süden. Unterwegs sehen wir Schilder, die uns zu einem Tartufo nach Pizzo locken wollen. Es ist später Nachmittag, & eine Pause mit einer leckeren Eiskreation kommt uns gerade gelegen. An der Hauptstraße, die oberhalb des Städtchens verläuft, finden wir gleich einen Parkplatz, & laufen hinab in die kleine Stadt. An der Piazza angekommen, können wir uns vor Eisdielen kaum retten & wir entscheiden uns für eine in der Mitte des Platzes. Das Tartufo ist eine köstliche Eisspezialität, mit Kakao ummantelt & mit Schokoladensoße gefüllt. Einfach himmlisch! Offenbar haben wir mit der Bar Dante eine gute Wahl getroffen.
Zur Sicherheit rufen wir einmal am Campingplatz in Tropea an, um zu erfahren, bis wann wir ankommen dürfen. Um neun wird das Tor geschlossen, aber bis dahin sind wir herzlich willkommen. Es ist gerade erst sechs, & es sind nur noch 30km zu fahren. Das sollten wir ja wohl schaffen.
Am Abend erreichen wir den kleinen, einfachen Campingplatz Da Ciccio Parking, der auf den ersten Blick eher wie ein Parkplatz unter Bäumen wirkt. Die Familie, die den Platz betreibt, ist sehr nett, & wir kommen schnell ins Gespräch. Nach einer kalten Dusche wollen wir noch einen Blick hinauf in die Stadt werfen. Die Stufen, die uns direkt in die Altstadt bringen, liegen genau am Campingplatz & so ist der Weg hinauf recht schnell erledigt. Wir gehen bummeln, essen, & genießen unseren ersten Abend in der Stadt. Ich kann es gar nicht glauben, dass ich heute, am Tag neun meiner Italienreise hier unten in Tropea angekommen bin!
Tag 10 - 17 | SA 11.06. - FR 17.06.2022 | Tropea | 88km
Nach neun Tagen des Reisens, an denen ich bis hier her bereits knapp 2.340 km zurückgelegt habe, bin ich sehr erleichtert, ein paar Tage in & um Tropea verbringen zu können. Als Ausgangspunkt wähle ich den Campingplatz DaCiccio. Wie sein eigentlicher Name verrät, ist es mehr ein Parkplatz unter Bäumen mit Sanitäranlagen als ein Campingplatz, doch die Familie, die den Platz führt, ist sehr nett, & ich fühle mich dort sehr wohl. Außerdem liegt er strategisch günstig direkt am Meer & an den Treppen, die mich direkt in die Altstadt bringen.
Campingplatz Da Ciccio Parking | Tropea
Der kleine Campingplatz ist eine kleine Oase unter Bäumen. Er liegt direkt unterhalb der Altstadt & direkt am Meer. Die Stufen, die uns in die Altstadt bringen, befinden sich genau vor dem Campingplatz & zum Strand sind es nur ein paar Meter. Die Familie, die diesen Platz betreibt, & auch alle Angestellten, die wir kennengelernt haben, sind supernett. Der Platz ist sauber & ordentlich, & auch die Sanitäranlagen sind in einem guten Zustand. Warme Duschen sind zwar nicht im Preis inklusive, aber es war so warm, dass ich gern kalt geduscht habe. Am Morgen kam ein Bäcker vorbei, & hat frische Cornetti verkauft. Auch ein Gemüse & Fischverkäufer haben am Vormittag ihre Waren direkt am Platz angeboten. Egal welche Frage man zur Stadt oder zur Region hat, alle geben einem gern den ein oder anderen Tipp mit auf den Weg.
Der Preis in der Nebensaison beträgt 18€ pro Tag, für ein Camper mit 2 Personen. Die Tourismuspauschale von 1,50€/Person muss selbstverständlich zusätzlich gezahlt werden.
Fazit: Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt, & würde jederzeit wieder hinfahren.
Tag 10 | SA 11.06.2022 | Tropea Strandtag
Heute machen wir einen Strandtag! Nach einer fabelhaften Nacht auf dem kleinen Campingplatz entscheiden wir einfach hierzubleiben. Das Wetter soll in der kommenden Woche fabelhaft werden, wir haben oben die Stadt & hier unten verschiedene schöne Stadtstrände. Auch zum Capo Vaticano & weiteren schönen Badestränden ist es von hier aus nicht mehr weit.
Nach einem kleinen Frühstück am Camper laufen wir noch einmal hinauf in die Stadt. Wir finden eine hübsche kleine Eisdiele La Novità, die eine riesige Auswahl an Cornetti, den italienischen Croissants hat, & probieren hier einen Espresso, & ein Hörnchen. Als es am Vormittag wärmer wird, entscheiden wir uns dazu, heute einen Strandtag am Stadtstrand in der rechten Bucht neben dem Kirchenfelsen zu machen, & heute keine weiteren Buchten mehr zu erkunden. Nach der ganzen Fahrerei der letzten zwei Wochen bin ich richtig froh, mal einen Tag nirgendwo hinfahren zu müssen!
TAG 11 | SO 12.06.2022 | Tropea
Meine Freundin, mit der ich mich hier im Süden getroffen habe, zieht heute in ihr Zimmer in der Altstadt. Sie ist nicht so der Typ für Camping & möchte lieber in einer Ferienwohnung schlafen. Ihre Unterkunft mit Dachterrasse ist aber auch wirklich ein kleines Highlight!
Heute machen wir einen Strandtag in der Bucht Riaci. Es ist so eine schöne Bucht, & am Abend haben wir sogar eine fabelhafte Aussicht zurück auf Tropea!
TAG 12 | MO 13.06.2022 | Tropea
Ich wache auf, weil es unglaublich heiß & stickig in meinem Schlafzimmer ist. Glücklicherweise kann ich auf dem Campingplatz einfach die Schiebetür öffnen, & bald kommt eine kühle Brise hineingeweht. Ich bin müde & geschafft, am liebsten würde ich heute einen Tag am Camper & im Schatten verbringen.
Am Vormittag treffe ich mich mit meiner Freundin, & wir fahren los, um die Strände in Richtung Capo Vaticano anzuschauen. Wir haben noch einige Tipps bekommen, & wollen mal schauen, wie uns diese Strände gefallen.
Der erste Strand liegt zwar wunderschön zwischen den Felsen, aber leider ist hier der Strand noch voller Algen. Auch der nächste Strand gefällt uns nicht so besonders, also fahren wir weiter. Als wir zum dritten Strand hinunter fahren, haben wir bereits eine hervorragende Aussicht auf die Hotelanlagen, die aussehen, als wären sie einem Reisekatalog entsprungen. Wir sind skeptisch. Ein kurzer Blick an den Strand verrät uns: Wir fahren lieber wieder zurück, immerhin war der Strand von gestern wunderschön, & so wollen wir lieber dorthin zurück.
Wir sind schon ziemlich geschafft. Vom Autofahren, von der Sonne. Wir freuen uns auf einen erfrischenden Hüpfer ins Meer, & eine kleine Mittagspause am Strand.
Der restliche Tag vergeht wie im Flug. Essen, Baden am Strand liegen & lesen. Ich habe endlich herausgefunden, wie man mich dazu bekommt, einen Strandurlaub zu machen. Man locke mich in eine für mich definitiv zu warme Klimazone & setze mich der Sonne aus. Et voilà - Strandstimmung! Obwohl es hier diese Woche "angenehme" 26 Grad hat, mit Sonnenschein, & sogar einem kühlen Lüftchen, ist mir definitiv zu warm, um aktiv sein zu wollen. Die Vormittage & Abende sind angenehm, aber mittags mag ich eigentlich nur mehr im Schatten liegen.
Den Abend genießen wir auf der Dachterrasse des B&B The Tower mit Aussicht über die Dächer Tropeas. Mein Blick schweift über die Dächer bis hinauf aufs Meer. In der untergehenden Sonne kann ich sogar Stromboli ausmachen. Die Sonne steht tief & taucht die Szenerie in ein goldenes Licht, um uns herum kreisen kreischend die Schwalben. Während die Sonne vor uns über dem Meer untergeht, erscheint hinter den Bergen in unserem Rücken der Vollmond. Ein magischer Abend. Es dringt Musik zu uns hinauf, & wir gehen in den engen kleinen Gässchen um uns herum etwas essen. Gegen elf mache ich mich auf zum Camper, um mein Schlafzimmer noch ein bisschen zu lüften, bevor ich mich schlafen lege.
Nächtliche Gedanken
Heute Abend merke ich es so richtig. Was tue ich eigentlich hier?
Nicht das ich jetzt lieber in unserer Wohnung in Mainz sitzen würde, nein, das sicher nicht, aber heute Abend wird mir so richtig klar, das ich in diesem Land irgendwie fehl am Platz bin. Ich passe einfach nicht hier her. Es ist ständig heiß, & damit komme ich nicht so gut zurecht. Weder mein Kreislauf, noch meine Haut finden das witzig. Wenn wir auf dem Markt sind, brauche ich gar nicht zu schauen, ob mir eines der niedlichen Strandkleider passen könnte. Sie sind derart klein, dass sie mit Sicherheit nicht passen werden. Auch unterwegs merke ich, wie fehl am Platz ich bin. Niemand nimmt von mir Notiz oder würde mir zumindest höflich begegnen. Alle interessieren sich ausschließlich für meine Freundin. Sie spricht fließend italienisch, was definitiv von Vorteil ist, denn hier spricht so gut wie keiner englisch. Nicht einmal die Leute in unserem Alter. Ich fühle mich unheimlich allein. Dass ich den Unterhaltungen folgen kann, ist zwar praktisch, aber das ich nicht antworten kann, ist es definitiv nicht. Aber da ohnehin niemand mit mir reden möchte, ist es auch nicht weiter schlimm...
Schon zum Beginn dieser Reise habe ich es gemerkt. Gleich am zweiten Tag wäre ich am liebsten einfach wieder umgedreht. Einfach nach Norden fahren, & nicht immer weiter in den Süden. Was war das nur für eine dumme Idee? ! Fairerweise muss ich sagen, dass ich diese Reise schon sehr lange geplant hatte. Eigentlich im Winter mitDavid zusammen & gleich als eine lange Reise über mehrere Monate. Jetzt ist es allerdings Sommer, ich habe gerade einmal fünf Tage Zeit, um bis in den Süden zu fahren & zu warm ist es sowieso. Es ist einfach immer heiß, es nimmt gar kein Ende. Wäre ich nicht mit meiner Freundin verabredet gewesen, ich wäre vermutlich nicht weiter gefahren. Spätestens am fünften Tag, an dem die Temperaturen auf 38 Grad kletterten, es bei mir im Fahrerhaus 48 Grad warm wurde & sich selbst der Fahrtwind wie ein zu heiß eingestellter Föhn anfühlte. Als ich dann am Abend stundenlang nach einem sicheren Schlafplatz suchte, mich verfuhr & schließlich im dunkeln mitten im Nirgendwo ohne Navigation da stand. Das wäre der Punkt gewesen, an dem ich beinah aufgegeben hätte. Ich bereue nicht gefahren zu sein, die Landschaft ist wunderschön, & ich bin dankbar, diese Erfahrung machen zu dürfen. Auch wenn ich sie nicht unbedingt wiederholen wollen würde.
Mein Fazit vorab: Juni ist für mich definitiv keine gute Jahreszeit, um in den Süden Italiens zu fahren. Aber vielleicht ist Italien für mich als Reiseland auch einfach ungeeignet? Ich finde es landschaftlich reizvoll, die Städte mit all ihrer Geschichte sind unheimlich interessant, aber gleichzeitig finde ich Italien unheimlich anstrengend. Die Stellplatzsuche ist nicht ganz einfach, & auch die Campingplätze haben hier deutlich mehr Regeln, als ich das aus den kleinen französischen oder schwedischen Campingplätzen gewohnt bin. Viele der Menschen, die uns begegnen, sind derart unhöflich, dass ich mich richtig unwohl fühle. Irgendwie ist Italien das Land der Gegensätze. Die glitzernden Touristenattraktionen & uralten geschichtsträchtigenOrte neben den Landstraßen, an denen sich Prostituierte aneinanderreihen wie Perlen an einer Kette ...
TAG 13 | DI 14.06.2022 | Tropea
Nach einem kleinen Frühstück am Camper gehe ich am Vormittag ein bisschen in Tropea bummeln. Ich schlendere durch die engen kleinen Gässchen, finde neue Wege zu mir bereits bekannten Plätzen, & kann sogar ein paar Mitbringsel besorgen.
Die Mittagshitze verbringe ich heute im Camper Office. Bisher habe ich immer nachts versucht, ein wenig zu arbeiten. An Schlafen war bei der Hitze ja ohnehin nicht zu denken. Aber bei den Temperaturen fällt mir das Arbeiten schwer. Ich merke es richtig. Ich bin unkonzentriert, & in einen kreativen Flow komme ich überhaupt nicht mehr ....
Auf dem süßen kleinen Stellplatz stehen FeBo & ich gut vor der Sonne geschützt unter Schatten spendenden Bäumen. Die Vögel zwitschern & das Meer rauscht leise. So kann man den Arbeitstag doch auch mal ganz gut verbringen. Immerhin geht heute ein Lüftchen, & das macht die allgegenwärtige Hitze definitiv erträglicher. Weil ich in den letzten Tagen nicht gerade viel erledigt habe, ist heute einiges zu tun, aber ich bin ganz froh, mal einen Tag nicht in der Sonne zu sein, & kein Strandhopping machen zu müssen.
Am Abend treffe ich mich dann wieder mit meiner Freundin auf ihrer Dachterrasse. Wir besorgen uns eine Pizza, trinken ein Bier, & genießen den Sonnenuntergang.
TAG 14 | MI 15.06.2022 | Tropea
Heute bin ich schon früh vom ersten Licht des Tages geweckt worden, & wenn ich schon mal wach bin, muss ich natürlich auch aufstehen, um den Sonnenaufgang am Strand zu bewundern. Ich wollte heute eine andere Aussicht anschauen, & bin als Erstes zum Felsbogen gelaufen. Von hier aus hat man zwar keine Aussicht auf den Sonnenaufgang, dafür ist man hier aber so früh am Morgen tatsächlich allein. Ich sehe einen goldenen Schimmer bei den hinteren Felsen & laufe hin. Tatsächlich befindet sich dort noch ein kleiner Felsbogen der eine kleine Grotte bildet. Von hier aus habe ich doch noch eine fabelhafte Aussicht auf den Sonnenaufgang!
Nach einigen Fotos laufe ich trotzdem noch einmal zurück zum Stadtstrand, um ein paar Fotos & Videos vom ersten Sonnenlicht einzufangen, & mache dort ein Picknick. Jetzt fehlt nur noch mein Morgenkaffee, & meine Welt wäre perfekt! Es ist sonnig, das Meer ist ruhig, die Vögel über mir kreischen, & es sind angenehme 22 Grad! So kann der Tag doch starten.