top of page
KeinName 47.jpg

Campervan

FeBo, die FerienBox

Ich bin ein kleiner, gelber Ford Transit, Jahrgang 2007. In meinem ersten Leben war ich ein richtiges Arbeitstier, denn ich gehörte zu einem Gasinstallationsbetrieb.

Pünktlich zu meinem 10. Geburtstag konnte ich, im Sommer 2018, in meinen zweiten Lebensabschnitt als Camper eintreten. Natalie & David haben mich im Dezember 2017 zu sich ins Rhein-Main Gebiet geholt & arbeiten seither daran, aus mir ein kuscheliges Zuhause auf 4 Rädern zu machen.

Die Idee, sich selbst einen Camper aus einem kleinen Kastenwagen zu bauen, ergab sich für Natalie & David im Sommer 2016. In diesem Sommer reisten die beiden mit einem kleinen Happy Camper durch Island. Das Fahrzeug war ein Ford Connect. Quasi mein kleiner Bruder. Der Ausbau war funktional & praktisch, aber auch recht einfach. Nach 21 Tagen in der kleinen "Rappelkiste" die, die beiden einmal quer durch Island brachte, war klar: "Sowas wollen wir auch!"

 

Da aber die gesamten Ersparnisse der beiden, für diese eine Reise ausgeschöpft wurden, war an ein eigenes Fahrzeug zunächst nicht zu denken. 

Erst nach einem weiteren Camper-Miet-Erlebnis im Herbst 2017 war der Startschuss für die Suche eines geeigneten Fahrzeugs gefallen.

Durch Zufall fanden mich die beiden in der Nähe von Frankfurt. Ich schaute die beiden mit meinen großen Kulleraugen an. Es war liebe auf den ersten Blick.

Vanlife

Mein Leben mit Campervan

Als wir auf die Idee kamen, einen Camper selbst auszubauen wussten wir noch nichts vom Begriff "Vanlife". Wir wussten noch nichts von dieser Community, weder in Deutschland, noch in anderen Ländern.

Das Einzige das wir wussten, war, wie frei wir uns auf unserer ersten großen, gemeinsamen Reise im Minicamper auf Island gefühlt hatten. Wie luxuriös wir es fanden, immer alles dabei zu haben, stehen bleiben zu können, wo wir wollten. Wir konnten eine Pause machen & essen kochen, wenn wir hungrig wurden, hatten eine Regenjacke zur Hand, wenn graue Wolkenberge aufzogen. Wir mussten uns nicht nach festgelegten Plänen richten, sondern konnten soweit fahren, wie wir wollten. Uns gefiel ein Ort? Dann konnten wir bleiben. Wir wollten lieber noch ein Stück weiterfahren & sehen, was hinter dem nächsten Fjord liegt? Kein Problem. Wir waren absolut flexibel.

Zurück in Deutschland bemerkte ich von Zeit zu Zeit, immer wieder, wie praktisch es nun gerade wäre, wenn wir einen Camper hätten. Ich bin müde & komme nicht weiter? Kein Problem, wenn ich einen Camper hätte, könnte ich mir einen Platz suchen & schlafen. Gleich. Einfach so. Wir müssen übers Wochenende schnell mal nach Berlin, um eine Premiere zu besuchen? Wie praktisch wäre es, wenn wir jetzt unser eigenes Hotel dabei hätten! Ich würde gern morgens ganz früh an einer Location sein, um zu fotografieren? Es würde mir so viel leichter fallen, wenn ich einfach schon in der Nähe sein könnte!

Diese & noch einige andere Gründe ließen mich weiter vom eigenen Camper träumen.

Die Idee, ein Fahrzeug selbst auszubauen, war eher eine Notwendigkeit als ein Selbstverwirklichungsprojekt. Denn eines war mir absolut bewusst. Einen fertigen Camper & selbst einen noch so kleinen, wäre mit dem Gehalt einer Assistentin am Theater absolut undenkbar. Und mit der Perspektive, demnächst das Einkommen eines selbstständigen Künstlers zu haben, absolut unmöglich.

Nach unserer alles verändernden Erfahrung mit einem gemieteten VW T3 & der daraus resultierenden fixen Idee, dieses Projekt nun einfach zu verwirklichen, war nichts anderes als ein Selbstausbau möglich. Und zwar so günstig wie irgendwie machbar. Zu diesem Zeitpunkt gab es eine einfache Idee: Wir machen das jetzt. Wir bauen uns einen Camper, mit dem wir alles machen können. Einen Camper, mit dem wir im Sommer in den Urlaub fahren können. Mit dem wir unterwegs sein können, damit ich fotografieren gehen kann & wir nicht so viel Stress mit den Fahrtwegen haben. Mit dem ich zu Premieren fahren kann oder mit dem ich unterwegs sein kann, wenn ich wieder an zwei Orten gleichzeitig sein soll. Ein Camper der mich zu meinen Aufträgen an den verschiedenen Theatern begleitet. Und ein Fahrzeug mit dem wir auch mal einen Wocheneinkauf machen können. Eins mit dem man in der Stadt einen Parkplatz findet & das wendig genug ist, auch kleinste Gässchen zu erkunden.

Und genau das haben wir gemacht. Wir haben einen kleinen gelben Kastenwagen gefunden, in den ich mich gleich verliebte. Den ich liebevoll kleine gelbe Box auf Rädern nannte, als ich ihn das erste Mal sah. Der große Bruder unserer kleinen Rappelkiste aus Island. Den wir Ferienbox tauften, weil man direkt ein Urlaubsgefühl bekommt, wenn man ihn nur anschaut & weil wir unsere erste gemeinsame Wohnung "Ferienwohnung" getauft hatten. Ich dachte, das passt irgendwie gut zusammen.

Und nun? VierJahre später ist unser kleiner Campervan für mich noch immer der absolute Luxus. Er hat mich durch den Start meiner Selbstständigkeit begleitet. Er war mit mir übers Wochenende auf Fototour in der Schweiz. Hat mich zu Premieren an unterschiedlichen Theatern gebracht. Auch zu unzähligen Arbeitstreffen an den verschiedensten Orten. Und er hat mich mit zu meinen Produktionen an verschiedenen Theatern begleitet. Wir haben mit ihm eine Reise nach Südengland unternommen & kurz danach noch eine Weitere an die mecklenburgische Seenplatte. Ein Jahr nach unserem missglückten Versuch eine Reise mit dem gemieteten T3 durch die Seenplatte zu machen, waren wir mit ihm dort. Mit unserem eigenen, selbstausgebauten Camper. Danach haben wir noch einiges mit ihm erlebt. Mit ihm waren plötzlich längere Reisen am Stück möglich, denn wir mussten keine Fahrzeugmiete mehr zahlen. Im Sommer 2019 brachte er uns hinauf ans Nordkapp & im Winter bis nach Spanien. Ohne unsere Ferienbox hätten wir so viele Reisen & Ausflüge gar nicht machen können.

Ich sehe ihn an & freue mich. Freue mich über alles, was wir bereits mit ihm erlebt haben. Seit er Teil meines Lebens ist, bin ich viel lieber mit ihm unterwegs als mit der Bahn & Hotelübernachtungen. Wenn ich die Wahl habe, würde ich ihn immer vorziehen.

Seitdem habe ich begriffen, wie viel eine Konstante, in einem Leben voller Reisen, ausmachen kann. Ich bin unendlich dankbar, das ich den Kleinen dabei habe. Denn wenn ich Nachts aufwache ist es egal wo wir mit FeBo stehen. Ich bin im Camper. Ich weiß wo alles ist & alles ist nah.

Jetzt da er da ist, verändert sich allerdings auch meine Motivation. Manchmal würde ich auch gern sagen können, das ich schon immer Reisen wollte. Aber das stimmt nicht ganz. Seit ich klein war, habe ich davon geträumt, endlich groß zu sein. Erwachsen sein, ein eigenständiges Leben führen, selbst entscheiden können, wo ich mich aufhalte, studieren gehen & nach Island reisen. Und das habe ich gemacht.

Jetzt, da er da ist, ergeben sich plötzlich ganz andere Möglichkeiten.Ganz andere Ideen & Träume. Ich bin gespannt wohin die Reise als Nächstes geht. Aber eins steht fest, in jedem Fall bin ich weiterhin unterwegs mit offenen Augen.

bottom of page